Ende des Monats sind wir - da in Jos das Medizinsystem zu wünschen übrig lässt - für einen Arzttermin in die Hauptstadt gefahren. Für uns war das wie ein Kurzurlaub, denn dort gibt es Pools und gute Restaurants;)
Auch zu Hause in Jos fühlen wir uns immer wohler. Wir haben immer mehr gute Kontakte, die wir hier knüpfen, und Freunde, mit denen wir uns gut verstehen.
Derzeit eine große Frage, die uns beschäftigt:
Da wir bei unserer Projektarbeit auf Nachhaltigkeit setzen wollen, planen wir, einem Einheimischen eine fixe Anstellung zu geben, welcher das Projekt auch nach unserer Abreise weiterführen wird. Welcher Person aus unserem Team wir die Anstellung im Projekt geben, ist jedoch noch nicht klar, aber wird sich hoffentlich bald herauskristallisieren.
Daily requests:
Als Nicoline für einige Monate auf Home-Assignment ging, übernahm Patrick die Aufgabe der Financial Requests für City Ministries. Es ist eine kleine Aufgabe, die unterstützend wirkt und wahrscheinlich ein bis zwei Stunden am Tag einnimmt – weswegen wir sie bisher immer vergessen haben zu erwähnen –, wollen euch aber natürlich nichts vorenthalten, wie wir unsere Zeit verbringen, also … : Im letzten Tagebucheintrag haben wir über verschiedene Projekte berichtet, die unter City Ministries laufen, wie einige Arbeiten mit Witwen, Kinderheimen etc. Wenn zum Beispiel eines der Heime neue Toilettenartikel, Matratzen, Renovierungen, Essen etc. benötigt, schreibt der jeweilige Leiter des Heimes an Patrick, der dann die Anfrage bearbeitet. Zu beachten ist dabei, ob die Anfrage legitim ist, in welchen Bereichen ausreichend Spenden zur Verfügung stehen (viele Spender geben zweckgebunden, z. B. nur für das Mädchenheim, nur für Schulsachen etc.), welche Gelder das Heim selbst auftreiben kann etc. Wenn dies alles geklärt ist, gibt er die Anfrage frei oder nicht. Das Highlight des Ganzen: Er ist im Kontakt mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen und kommt auch immer wieder dazu, die Kinder zu besuchen, wenn er z. B. die Renovierung eines Gebäudes aufsichtigt. ;)
Traurige Realität:
Eine SMS, mit folgendem Inhalt, haben wir vor einigen Tagen von einem Mitarbeitenden aus unserem Team bekommen: "Letzten Samstag waren wir in A.R. und haben Zeit mit Kindern verbracht haben, die falsch angeschuldigt wurden. Wir haben mit ihnen gesungen und sie ermutigt und hoffen, ihnen Hoffnung gegeben zu haben. 24 Stunden später ergab sich eine Tragödie in ihrem Nachbardorf. Bewaffnete Unbekannte aus dem Norden sind in s Dorf eingefallen, haben 7 Menschen getötet, 8 schwer verletzt mit Macheten und Schusswunden. Darunter 3 Kinder (1 Jahr, 5 Jahre, 12 Jahre) sowie Teenager und junge Frauen, was noch mehr Waisen, Witwen und trauernde Familien zurückließ. Es tut uns so weh im Herzen, diesen Anblick ertragen zu müssen, so kurz nach dem ermutigenden Samstag (...)."
So behütet wir auch sind, auf dem Areal, auf dem wir leben, kann man einfach nicht verleugnen, was vor den Toren für Dinge passieren.
Dinge wie Zugang zu Krankenhäusern, eine Rettung oder schlicht und einfach ein funktionierendes Rechtssystem, bei dem man darauf hoffen kann, dass jemand nach Schuldigen sucht und Konsequenzen zieht, sind meist nicht realisierte Luxusgüter im Westen und oft sogar ein Ärgernis für viele, wenn mal was nicht perfekt rund oder langsam läuft. Der gute Standard, den man ja haben sollte, ist fast überall, sonst keine Realität.
Es ist immer was anderes, über Leid zu hören oder es direkt vor der Nase zu haben. Man hinterfragt nicht den Luxus, genug Essen zu haben, sondern zu jeder Tageszeit immer genau das essen zu können, was man gerade will. Wir sind alle EXTREM reich.